Henrik Ibsen - Hedda Gabler

HEDDA geht im Zimmer auf und ab: Na, -  e t w a s habe ich doch jedenfalls, um mich inzwischen aufzuheitern.
TESMAN freudestrahlend: Ach, Gott sei Lob und Dank! Und was ist denn das, Hedda? Was?
HEDDA an der Türöffnung, sieht ihn mit unterdrücktem Hohn an: Meine Pistolen, - Jörgen.
S. 140

Seiten: 213
Verlag: S.Fischer Verlag Berlin



Warum dieses Buch: Weil ich ja viel zu viel Zeit im Leben habe, gehe ich seit Oktober wieder auf die Uni. Vieles kann ich mir von meinem abgeschlossenen Studium anrechnen lassen, aber leider muss ich mich trotzdem in eine Grundlagenvorlesung setzen. Auf der Leseliste selbiger stehen auch einige Klassiker (in deutscher Übersetzung, weil die Sprachen erst später kommen). Da ich mir viel zu viel für dieses Semester aufgehalst habe, habe ich versucht es mir so einfach wie möglich zu machen und ein Buch zu nehmen, das für mich in Greifweite war. Und eben auch auf Deutsch. Aber lange Rede kurzer Sinn: Hedda Gabler ist toll!




Das sagt der Klappentext: Meine Uralt-Bibliotheksausgabe hat keinen Klappentext. Hier dafür ein paar Bilder:






Das sage ich: Eigentlich lese ich nicht gerne Theaterstücke... So etwas ist für die Bühne konzipiert und ich halte den Mangel an Fließtext nur schlecht aus.

Bei Hedda Gabler hat mir das Lesen aber trotzdem Spaß gemacht!
Es ist auch ein dünnes Büchlein, das sich nicht unterträglich in die Länge zieht, tatsächlich kommt die Handlung ziemlich schnell auf den Punkt.
Von Anfang an ist die namensgebende Protagonistin nicht gerade eine Sympathieträgerin. Das wusste ich auch schon voher - bei Klassikern ist es ja oft so, dass man das eine oder andere schon weiß, bevor man das Buch wirklich gelesen hat.
Trotzdem konnte ich stellenweise mit ihr mitfühlen und irgendwie fand ich ihren depressiven Wahnsinn auch sympathisch.

Und genau das ist wohl auch Sinn der Sache, nehme ich an, immerhin haben wir es hier mit einem gesellschaftskritischen Werk über die Rolle des Individuums (sehr präsent: der Frau) im 19. Jahrhundert zu tun. Die Punkte, die mich angesprungen haben waren  zum Beispiel die Frage nach dem Sinn des Lebens, die Fähigkeit zur Empathie und Langeweile. Alles Dinge, die ganz unglaublich gut auch in die heutige Zeit passen, vielleicht hat mich das Buch deswegen so begeistert.

Auch wenn es sich bei dem Stück um ein Drama handelt, plätschert der erste Akt noch locker dahin und ist stellenweise auch noch richtig komisch. Mit jedem weiteren Akt (insgesamt vier) spitzt sich die Lage aber zu, kurz vor dem Ende kann man schon erahnen, was passieren wird. Und weil es sich auch an dieser Stelle immer noch so locker liest (auch wenn der Inhalt eben nicht mehr so locker ist), ist das Ende auch bald da.. und es ist wunderschön. Zumindest würde Hedda das sagen, und ich muss ihr in dem Fall Recht geben.

Also, meine Lieben. Vielleicht gibt es jemanden unter euch, der aus Gründen "irgendeinen" Klassiker oder "irgendeinen Klassiker der nordischen Literatur" lesen muss oder möchte. Ich lege euch Hedda Gabler (aber eigentlich Ibsen generell) hiermit ans Herzchen. 



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