Victor Hugo - Der Glöckner von Notre Dame

»(...) Dafür verdienst du Strafe, es sei denn daß du in dem Reich der sogenannten ehrlichen Leute ein Dieb, Bettler oder Landstreicher bist. Also los! Rechtfertige dich und nenne deine Qualitäten!« 
»Ich bitte tausend Mal um Verzeihung,«  erwiderte der geängstigte Dichter, »aber ich habe nicht die Ehre das eine oder andere der benannten drei Gewerbe zu treiben. (...)«  S. 54


Verlag: Eduard Kaiser Verlag
Seiten: 308
Originaltitel: Notre-Dame de Paris

Warum dieses Buch: Naja, es ist ein Klassiker und ich habe diese schöne Ausgabe wohl irgendwann mal auf einem Flohmarkt gefunden. Erinnern kann ich mich daran zwar nicht, aber auf der ersten Seite steht mit Bleistift 2.-, das ist doch schon mal ein guter Hinweis...

Der Klappentext sagt gar nichts, denn diese Ausgabe hat keinen Klappentext.

Das sage ich: Der Glöckner von Notre-Dame ist ein Klassiker. Und Klassiker sind - wenn auch nicht alle wohlgemerkt! - gerne mal langwierig und schwer zu lesen. Der Schreibstil ist meistens großartig, doch oft liegt die Genialität solcher Werke in Anspielungen und Denkanstößen, die für moderne Leser teilweise nicht so einfach nachzuvollziehen sind. Wer zum Vergnügen liest, hat heutzutage verständlicherweise nicht immer die Lust, sich mit Sekundärliteratur über sein Buch zu überhäufen. Und genau das ist der Blickwinkel aus dem ich meine Rezension schreibe... (ich habe mich jahrelang mit Sekundärliteratur zu allen möglichen Themen überhäuft, jetzt ist mal Pause)

Der Glöckner von Notre-Dame erfüllt seine Pflicht durch seitenlange Abhandlungen über Besonderheiten der Architektur oder Strömungen der Philosophie. Und natürlich besteht es aus vielen langen Sätzen, so wie es sich gehört.

Weil Hugo den Anfang der Vorstellung verschiedenster Figuren widmet, wobei am Anfang nicht klar wird, welche nun für den Verlauf der Handlung wirklich für Bedeutung sein werden, habe ich ein bisschen gebraucht um in die Welt dieser Geschichte einzutauchen. Außerdem finden sich zahllose französische Namen, die vermutlich alle geistreiche Anspielungen auf irgendjemanden sind, die ich aber leider nicht verstanden habe...
Auch wenn sich schon von Anfang an der großartige Schreibstil abzeichnet (ich liiebe lange Sätze!), war ich am Anfang nicht so überzeugt, dass dieses Werk es schaffen würde, mich fesseln zu können.

Aber dann!

Die anfängliche Anstrengung hat sich gelohnt und ungefähr nach 50 Seiten ist der Einstieg in ein großartiges Leseerlebnis gelungen. Stellenweise war Der Glöckner von Notre-Dame so spannend, dass ich es einfach nicht weglegen konnte!

Wenn sich auch hin und wieder ein Kapitel einschleicht, dass wenig zur Handlung beiträgt und somit die Spannung unterbricht ist die Geschichte doch schlichtweg wunderbar erzählt. Die parallelen Handlungsstränge, die Erzählungen aus den Blickwinkeln verschiedener Figuren... Es ist kurzum: Wirklich meisterhaft.

Das Buch hat wirklich alles, was man sich wünschen kann: Ich habe gelacht (ja, es ist stellenweise WIRKLICH, RICHTIG lustig), ich habe geweint und ich habe geflucht. Wenn man möchte kann man sich auf Spurensuche nach literarischen Querverweisen begeben und wenn nicht, kann man es bleiben lassen und trotzdem Spaß am Lesen haben.

Fazit: Der Glöckner von Notre-Dame ist es durchaus wert, einfach nur zum Vergnügen gelesen zu werden und ich kann es wirklich nur empfehlen.
Und jetzt mache ich mich auf die Suche nach der Disney-Filmversion des Buches, die ich nämlich nie gesehen habe und auf deren Umsetzung ich ja mal sehr gespannt bin. Denn für Kinder wurde dieses Buch wohl eher nicht geschrieben und ich frage mich, wer auf die Idee gekommen ist, daraus einen Kinderfilm zu machen...

Fünf Hexenhüte und weg





Kommentare

  1. Ich lese ja zwischendurch auch gern mal Klassiker und das Buch ist ja nun sehr bekannt. Ich hab es mal für ein oder zwei Euro bei Kik gekauft und dachte, da kann ich nicht so viel falsch machen.

    Letztlich hab ich es dann gerade so bis Seite 100 geschafft und dann abgebrochen. Ich fand es so langweilig und es passierte nichts und ich hätte nichtmal direkt nach dem Abbruch die 100 Seiten zusammenfassen können. Ich hab dann einfach die letzten Seiten gelesen und damit war dann für mich alles klar. :D

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    1. Das find ich spannend, wie unterschiedlich da die Eindrücke sind. Ich fand es einfach so großartig geschrieben, *schwärm*. Ich mag das, wenn man erkennt, wie sich die Autoren bemüht haben... wenn man merkt dass sie mitdenken.
      Aber es hat mich auch so gut unterhalten, ich kannte die Geschichte aber auch gar nicht so detailliert... Ich wusste gerade mal dass es da so einen wenig hübschen Glöckner gibt und irgendein Mädchen... ;)

      Kannst du denn sonst einen Klassiker empfehlen? Bin gerade wieder am Auf-Klassiker-Reinkippen...

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    2. Ich kannte die Story vorher auch nicht genau. Aber nachdem ich dann das Ende gelesen habe, hatte ich auch kein Interesse mehr mich durch die restlichen Seiten zu quälen :D

      Ich fand Anna Karenina echt gut (auch wenn es ein paar Längen hatte, aber wen wundert das bei über 1000 Seiten) und das Phantom der Oper mochte ich ganz gern.

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