Jessica Thompson - Ein Tag im März
"Er würde seiner Oma ihren Lieblingskuchen bringen - Puddingtörtchen - und sie fest drücken, ihren zerbrechlichen Körper in seinen Armen spüren und zu verstehen versuchen, was Altwerden bedeutet und ob er es ihr irgendwie erleichtern könne." S. 320
Seiten: 426
Originaltitel: Three Little Words
Warum dieses Buch: Das Cover und das Überfliegen des Klappentextes haben bei mir schon gereicht, um mich voll märzlich-frühlingshaft zu fühlen. Und wenn ein Buch so etwas schafft, muss ich es kaufen. So einfach ist das.
Das sagt der Klappentext: Wie groß muss ein Herz sein, um wahrhaft verzeihen zu könnnen?
Adam ist jedes Mal nervös, wenn er die schöne Unbekannte an Tisch zehn bedienen muss. Die junge Frau kommt täglich in sein Café, bestellt einen koffeinfreien Latte mit einem Stück Zucker, sitzt stundenlang dort und sieht mit unfassbarer Traurigkeit zu, wie die Welt an ihr vorbeizieht. Was Adam nicht weiß: Bryony hat einen schlimmen Verlust erlitten, denn sie hat Max, den Menschen, den sie am meisten liebte, durch einen tragischen Unfall verloren. Ein einziger Augenblick an einem milden Frühlingsabend im März hat ihr Leben für immer verändert. Um ins Leben zurückzufinden, braucht sie die Kraft, verzeihen zu können - und die Liebe eines Menschen...
Das sage ich: Selten ist es mir so schwer gefallen zu einer entgültigen Meinung über ein Buch zu kommen, wie bei Ein Tag im März.
Einerseits hat es mich unglaublich gefesselt, ich hatte es schnell ausgelesen und es war schlicht und ergreifend sehr schön. Auf der anderen Seite haben mich so viele Sachen gestört, dass die Liste vermutlich länger ist, als die der positiven Aspekte.
Das Buch erzählt die Geschichte einer jungen Frau, deren Leben an einem Tag im März komplett aus der Bahn geworfen wird. Eine Reihe von Ereignissen, die auch andere Personen betreffen, deren Geschichten abwechselnd episodenhaft erzählt werden, bringt sie dazu, zu versuchen ihr Leben wieder in besagte Bahn zu lenken.
Der Schreibstil in Ein Tag im März ist auf jeden Fall ganz wunderbar. Die Autorin versteht es, mit Worten umzugehen ohne zu gestelzt zu klingen. Die Sätze sind nicht zu verschachtelt und das Ganze ist wirklich angenehm zu lesen.
Auch die Figuren sind sehr detailliert beschrieben und fast jede von ihnen bietet ein hohes Identifikationspotential. Trotzdem beginnt hier schon mein erster Kritikpunkt. Ein Tag im März beschreibt nicht nur die Geschichte der Protagonistin Bryony, sondern auch die Geschichten einer handvoll anderer Figuren. Es ist ein bisschen wie diese Filme, die jedes Jahr zum Valentinstag im Kino laufen, bei der die gesamte Gesellschaft Hollywoods mitzuspielen scheint.... Wo immer abwechselnd Szenen aus den Leben verschiedener Figuren erzählt werden und sich am Ende alles zum Guten wendet, denn tatsächlich ist es ja Liebe oder so ein Schmarren. Diese Filme finde ich furchtbar anstrengend und so war es - vor allem am Anfang - auch bei diesem Buch. Es waren mir viel zu viele Figuren, viel zu viele Lebensgeschichten, die man sich hätte merken sollen....
Die Geschichte selbst ist eigentlich sehr schön und durch diese episodenhafte Erzählweise aus verschiedenen Blickwinklen ergibt sich irgendwie ein wirklich schönes Gesamtbild. Aber sie ist auch fast unerträglich gefühlsduselig und dann passieren auch noch Dinge, so unwahrscheinliche Zufälle, dass es einem ganz schlecht wird.
Außerdem enthält Ein Tag im März leider ein paar Ungereimtheiten, die mich zusätzlich noch gestört haben: Warum sagt die Mutter zum Beispiel zu ihrer Tochter, sie brauche eine Kopie ihres Führerscheins, wenn der Führerschein sowieso im Zimmer der Mutter ist? Wie kann jemand die Augenfarbe von jemandem kennen, der die ganze Zeit mit Sonnenbrille herumläuft? Und zu allem Überfluss: Wie kann Bryony Latte trinken bis sie zittert (S. 222!), wenn sie die ganze Zeit nur koffeinfreien Kaffee bestellt??
Über all das kann man vielleicht hinwegsehen, wenn einem die Geschichte gefällt und dann mit einem Lächeln über beide Ohren die volle Punktzahl vergeben. Mir gefällt die Geschichte auch, aber um mich wirklich davon begeistern zu lassen bin ich viel zu unromantisch. Mit solchen herzzerreißenden Gechichten (oder Filmen), wo die Zufälle sich immer zugunsten der guten Sache / der Liebe gegenseitig in die Hände spielen, kann ich einfach nichts anfangen. Dazu bin ich zu realistisch oder zu desillusioniert, weil es im richtigen Leben nicht so äuft. Und ein Buch, dass sich mti dem Thema "Trauer und Verlust" auseinandersetzt und eine Botschaft dazu transportieren will, kann ich einfach nur ernst nehmen, wenn es mehr Realismus an den Tag legt....
Darum vergebe ich nur drei Punkte, aber ich empfehle Ein Tag im März wirklich jedem wärmstens, der gerne romantische Geschichten liest. Denn gut ist das Buch ja. Irgendwie.
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