Joe Coomer - Der Papagei, das Telefon und die Bibliothekarin

 "Sinn ist etwas, was man sich selbst schenkt. Man macht ihn selbst, und man schenkt ihn sich selbst. Manchmal hält er nicht lang." S. 118


Verlag: Droemer Knaur
Seiten: 245
Originaltitel: The Loop

Warum dieses Buch: Puuuh, ich hab das Buch vor Jahren mal auf einem weihnachtlichen Flohmarkt gekauft und kann beim besten Willen nicht mehr sagen, warum. Jetzt hab ich es (endlich!) gelesen, weil es schon so lange bei mir im Regal steht und für die Regenbogen-Challenge, weil es so schön bunt ist.

Das sagt der Klappentext: "Instinktiv wußte er, daß Fiona schlauer war als er, einfallsreich auf eine Art, die er nie lernen würde. Es würde riskant sein, den Vogel mit ihr zu teilen." Aber da ist es schon zu spät: Eine der schönsten, skurrilsten und sensibelsten Liebesgeschichten hat bereits begonnen. Zwei, die sich eigentlich nie auf Bindungen einlassen wollten, führt das Schicksal zusammen - oder nein, nicht das Schicksal, sondern ein herrenloser Papagei.

Das sage ich: Der Papagei, das Telefon und die Bibliothekarin. Eines dieser Bücher, an dem du als Leser am Anfang völlig allein gelassen wirst.
Man weiß nicht, wer die Figuren sind, von denen man liest, woher sie kommen oder was sie tun. Das alles ergibt sich erst mit der Zeit und zwar immer gerade an den richtigen Stellen. Früh genug um nicht völlig zu verzweifeln und gerade so spät, dass es lange genug spannend bleibt.

Und nicht nur im Bezug auf die Figuren lassen sich solche Züge erkennen. Der Autor schafft es, immer im richtigen Moment mit wichtigen Details herauszurücken, die der Handlung jedes Mal aufs Neue Schwung geben. Und selbst in der Übersetzung (Notiz an mich: ich muss das Buch unbedingt im Original lesen!!!) ist das Buch unglaublich schön geschrieben. Unnötige Schnörkel werden weitgehend vermieden, nur ab und zu verlieren sich die Protagonisten in kurzen philosophisch-theologischen Diskursen. Und die schaurig schönen Stellen sind schlicht und ergreifend auch schaurig schön beschrieben, sodass man beim Lesen eine Gänsehaut bekommt.

Im Zentrum steht die Frage nach dem Sinn des Lebens und verschiedene Ansichten zu diesem Thema werden durch verschiedene Figuren vermittelt. Und das alles ist dabei soo schöön! Dabei sind die Protagonisten nicht typische Sympathieträger. Aber sie werden mit ihren schrulligen Gewohnheiten und Makeln oder Glaubenssätzen unglaublich liebenswert gezeichnet. So gibt es einen Hund, der nicht gerne steht und sich lieber an den Beinen fremder Menschen oder Hauswänden anlehnt. Und die Hauptfigur Lyman - eigentlich ein in sich gekehrter Einzelgänger - umgibt sich hauptsächlich mit Menschen, denen irgend etwas fehlt... Ein Finger, ein Bein oder verschiedene bis alle Zähne. Und obwohl er nur wenig mit seinen Bekannten spricht, sind sie ihm doch so wichtig, dass er sie mit (schrullig-schönen) Geschenken überhäuft... Aber ich will nicht zu viel verraten, der letzte Absatz war schon schwer zu schreiben, ohne ernsthaft zu spoilern.. 

Kurz gesagt: Ich bin soo froh, dieses Buch so zufällig auf dem Flohmarkt gefunden zu haben und gebe eindeutige fünf Hüte:




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