Maggie Stiefvater - Wen der Rabe ruft
"(...) und wenn sie dann den Kopf gegen die Backsteinmauer im Hinterhof des Lokals lehnte, träumte sie von einem Beruf, in dem sie Baumringe untersuchen durfte. Mit Mantrarochen schwimmen. Venezuela durchschtreifen, um den Urichkleintyrann zu erforschen. Tatsächlich wusste sie gar nicht, ob sie besonders viel über diese kleinen Vögel wissen wollte. Ihr gefiel einfach der Name und für ein Mädchen von einem Meter fünfzig Körpergröße klang ein Leben als Kleintyrann schon ziemlich vielversprechend." S. 75
Verlag: Script5
Seiten: 460
Warum dieses Buch: In der kurzen Zeit, in der ich den Traum aller Leseratten lebte und in einer Buchhandlung gearbeitet habe, hat mir eine Kollegin die Trilogie Nach dem Sommer / Ruht das Licht / In deinen Augen von derselben Autorin empfohlen. Und ich war soo begeistert, dass ich mir auch den nächsten Roman Rot wie das Meer gleich gekauft habe, als er erschienen ist. Leider fand ich letzteren furchtbar. Darum bin ich ein bisschen länger um Wen der Rabe ruft herumgeschlichen, aber der Klappentext hat mich dann doch überzeugt.
Das sagt der Klappentext: Jedes Jahr im April empfängt Blue die Seelen derer, die bald sterben werden, auf dem verwitterten Kirchhof außerhalb ihrer Stadt. Bisher konnte sie sie nur spüren, nie sehen - bis in diesem Jahr plötzlich der Geist eines Jungen aus dem Dunkel auftaucht. Sein Name lautet Gansey, und dass Blue ihn sieht, bedeutet, dass sie der Grund für seinen nahenden Tod sein wird.
Seit Blue sich erinnern kann, lebt sie mit der Weissagung, dass sie ihre wahre Liebe durch einen Kuss töten wird. Ist damit etwa Gansey gemeint?
Das sage ich: Obwohl mich die Geschichte eigentlich sehr schnell in ihren Bann gezogen hatte, bin ich zuerst über die seltsamen Namen darin gestolpert.
Wer bitte ist so gemein sein Kind - oder seine Protagonistin - Blue zu nennen? Dann heißt das Dorf, in dem Blue wohnt auch noch Henrietta. Recherchen haben allerdings ergeben, dass es einen Ort diesen Namens wirklich gibt. Also gut.
Die Protagonistin Blue war mir jedenfalls trotz des Namens auf Anhieb sympathisch und wurde es im Verlauf der Geschichte auch immer mehr. Es war nicht schwer, sich mit ihr zu identifizieren.
Generell sind die Charaktere sehr ausführlich beschrieben. Was mich diesbezüglich allerdings doch zunehmend immer mehr gestört hat war, dass man figurenbezogene Details erst nach und nach erfährt. Dies scheint als Stilmittel verwendet zu werden, denn bei manchen Eigenschaften ergibt es Sinn, sie erst später zu erfahren: So bauen sich die Geschichten um die einzelnen Figuren nach und nach auf und sie werden immer bunter und umfangreicher. Geärgert hat mich halt, dass auch Kleinigkeiten, die einem genausogut bekannt sein könnten - beispielsweise auf das Aussehen der Figuren bezogen - oft erst sehr spät erwähnt werden.
Die Protagonistin Blue war mir jedenfalls trotz des Namens auf Anhieb sympathisch und wurde es im Verlauf der Geschichte auch immer mehr. Es war nicht schwer, sich mit ihr zu identifizieren.
Generell sind die Charaktere sehr ausführlich beschrieben. Was mich diesbezüglich allerdings doch zunehmend immer mehr gestört hat war, dass man figurenbezogene Details erst nach und nach erfährt. Dies scheint als Stilmittel verwendet zu werden, denn bei manchen Eigenschaften ergibt es Sinn, sie erst später zu erfahren: So bauen sich die Geschichten um die einzelnen Figuren nach und nach auf und sie werden immer bunter und umfangreicher. Geärgert hat mich halt, dass auch Kleinigkeiten, die einem genausogut bekannt sein könnten - beispielsweise auf das Aussehen der Figuren bezogen - oft erst sehr spät erwähnt werden.
Das ist schon so eine Sache mit den Leerstellen. Man füllt sie als Leser selbst aus und fühlt sich vor den Kopf gestoßen, wenn erst nach hundert Seiten die Haarfarbe der Hauptfigur erwähnt wird. Wieso ist die denn jetzt plötzlich blond, wo ich die mir doch seit Ewigkeiten als schwarzharige vorstelle??
Nur so als Beispiel.
Besonders gefallen hat mir übrigens, wie der ganze Haushalt von Blues Familie beschrieben war: Haufenweise magiebegabte Frauen in einem bunt eingerichteten Haus mit einem Garten, in dem viele Bäume stehen. Auch wenn ich durch meine Begeisterung für solche Darstellungen langsam eine schlummernde Feministin in mir vermute, wundert es mich nicht, dass es für mich so leicht war, mich mit der Hauptfigur zu identifizieren. Und nicht nur, weil sie genauso groß ist wie ich ;)
Die schaurige Atmosphäre, die das Buch regiert, lässt diese Kleinigkeit aber schnell vergessen werden. Alles war so lebendig beschrieben. Dazu kommt noch ein - für mich - komplett unerwartetes Ende. Es handelt sich nämlich nicht, wie ich anfangs dachte, um eine abgeschlossene Geschichte, sondern um den ersten von - wie ich mir einbilde irgendwo gelesen zu haben - vier Bänden. Das Ende war darum offener, als ich erwartet hatte. Aber glücklicherweise nicht so offen, dass man sich ärgern muss. Gerade richtig, um sich den nächsten Teil so chnell wie möglich zu kaufen.
Ich könnte mir eine Verfilmung von Wen der Rabe ruft übrigens sehr gut vorstellen. Sogar einen Horrorfilm könnte man daraus machen, finde ich.
Kurzum, die Geschichte war einfach stimmig und fesselnd, wesentlich besser als Rot wie das Meer und sie hat mich fast noch mehr beeindruckt, als die The wolves of Mercy Falls - Trilogie (und die habe ich wie erwähnt schon geliebt!) So sehr, dass ich mir umgehend den zweiten Teil besorgen werde, auch wenn er bis jetzt nur auf Englisch und mit einem verhältnismäßig hässlichen Cover erschienen ist (klicktu).
Kommentare
Kommentar veröffentlichen